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Vorstellung des Projekts „Koscherer Wein“ auf dem Neckarkäpt’n in Stuttgart

Stuttgart – Am heutigen Montag stellte der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Manuel Hagel MdL im Beisein des Ministers für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk MdL und Vertretern des Staatsweinguts Weinsberg, den Israelitischen Religionsgemeinschaften Baden und Württemberg sowie Rabbinern aus Baden und Württemberg das Projekt „Koscherer Wein“ vor.
Kultur, Tradition und Religion in einem Projekt vereint
Manuel Hagel hob dabei die Bedeutung und Einzigartigkeit des Projekts heraus: „Führen wir uns einmal offen und ehrlich vor Augen, wann wir über jüdisches Leben in Deutschland sprechen. Meistens ausführlich und leider nur nach antisemitischen Anschlägen und Angriffen, ob in Deutschland oder anderswo in der Welt. Genau das wollen wir ändern, denn Jüdisches Leben hat in Deutschland einen ganz festen Platz – in der Mitte unserer Gesellschaft. Mit all seiner kulturellen und religiösen Vielfalt. Das Projekt „Koscherer Wein“ bietet eine besondere Gelegenheit, jüdische Traditionen in Baden-Württemberg sichtbar zu machen. Das Zusammenführen der langen baden-württembergischen Tradition des Weinanbaus unter Einhaltung jüdischer Gesetzmäßigkeiten ist eine Initiative, die uns als CDU-Fraktion ein ganz besonderes Herzensanliegen ist. Umso bedeutender ist es, dass die Israelitischen Religionsgemeinschaften Baden und Württemberg und das Staatsweingut Weinsberg sich jetzt gemeinsam ans Werk machen.“
Christian Gehring, religionspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion ergänzte: „Während der Corona-Pandemie sind leider erneut Weltverschwörungstheorien gegen jüdische Unternehmerfamilien aufgetaucht, die wir so nicht mehr für möglich gehalten hätten und auf das Schärfste verurteilen. Gemeinsam mit den israelitischen Glaubensgemeinschaften kam deshalb der Wunsch auf, jüdisches Leben in Deutschland vorzustellen, um Vorurteilen entgegenzuwirken. Darum haben wir als CDU-Landtagsfraktion die Idee der koscheren Weine entwickelt und sind dankbar für die schnelle und hervorragende Umsetzung.“
Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz entschied über den Projektantrag des Staatsweinguts Weinsberg und stellt die finanziellen Mittel zur Verfügung. „Die jüdische Gemeinde ist ein Teil von Baden-Württemberg. Mit dem Projekt ‚Koscherer Wein‘ können sich Jüdinnen und Juden mit dem Kulturgut Wein aus Baden-Württemberg identifizieren. Das Land unterstützt das Projekt mit 20.000 Euro und stellt mit der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg als Projektpartner umfangreiches Know-how und hohe Kompetenz im Weinbau und Önologie bereit“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk.
Für die Staatliche Versuchs- und Lehranstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg gab der Referatsleiter Simon Bachmann einen kurzen Einblick in das Verfahren und die Umsetzung vor Ort.
Israelitische Religionsgemeinschaften Baden und Württemberg begrüßen die Initiative
Das Vorstandsmitglied der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Michael Kashi, erklärte: „Wir sind dankbar dafür, dieses großartige und bundesweit einzigartige Projekt begleiten zu können, das so viel aussagt über unser Land Baden-Württemberg: Denn in einem guten Wein schmeckt man bekanntlich nicht nur die Traube, sondern auch den Boden, auf dem er wächst und die Hingabe des Winzers, der sich um ihn kümmert. So kommt in unserem koscheren Wein aus Weinsberg künftig auch die Vielfalt unseres Landes Baden-Württemberg zum Ausdruck und wird hoffentlich so manchen anregen, sich beim Schlotzen des guten Tropfens auch etwas über jüdische Religion und die jüdischen Gemeinden hier im Ländle zu informieren. In diesem Sinne: LeChaim – auf das Leben!“
Der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, Rami Suliman, fügte hinzu: „Wir Juden legen großen Wert auf gute Weine. Der koschere Wein, der nun mit unserer Unterstützung vom Staatsweingut Weinsberg produziert und vermarktet wird, ist in meinen Augen ein Zeichen für die Normalität des Umgangs der jüdischen Religionsgemeinschaften mit der Gesellschaft und allen Bürgern Baden-Württembergs. Ich freue mich, Teil des Projekts sein zu dürfen und es allen ermöglichen zu können, guten koscheren Wein kennenzulernen. Und Sie wissen, Baden-Württemberg ist Weinland. Auch Baden ist für seine guten Weine bekannt – bestimmt ist der koschere württembergische Wein nur der Auftakt für koschere Weine aus allen Weinanbauregionen des Landes.“
Rabbiner aus Baden-Württemberg begleiten die LVWO intensiv bei der Umsetzung des Projekts
Die Rabbiner Yehuda Pushkin (IRGW Ortsrabbiner für Stuttgart) und der Landesrabbiner Moshe Flomenmann (Israelitische Religionsgemeinschaft Baden) erläuterten bei der Vorstellung die Gesetzmäßigkeiten zur Herstellung koscheren Weins und werden die LVWO auf dem Weg zum Endprodukt intensiv begleiten.
„Der Wein in unserem Land hat in den vergangenen Jahrzehnten eine enorme Entwicklung erfahren. Oftmals waren es die Jungen, die neue Methoden und Rebsorten in traditionellen Betrieben eingeführt haben. Umso mehr freue ich mich, nun gemeinsam mit den Auszubildenden und Studenten der LVWO Weinsberg, den Wein neu von einer religiösen Seite her zu denken. Eine Herausforderung für alle Seiten – für die jungen Leute, die sich in die Kaschrut-Regeln einarbeiten müssen und für mich, der ich mich umgekehrt in den Weinbau einarbeiten muss. Aber, wir werden diese nicht nur meistern, sondern hoffentlich auch viel Spaß und Freude dabei haben, heißt es doch schon in Psalm 104 vielversprechend: ‘Der Wein erfreut des Menschen Herz!‘“, sagte Pushkin.
Dem schloss sich Landesrabbiner Flomenmann an und ergänzte: „Wir freuen uns sehr, dieses neue Projekt gemeinsam mit CDU-Fraktion im Landtag gestalten zu können. Der neue, koschere Wein erhält den Namen „Lechaim“, das heißt „Auf das Leben“. Das Judentum wird häufig nur im Zusammenhang mit Gedenken, Holocaust, Angriffen auf Menschen oder Synagogen in Zusammenhang gebracht. Mit diesem neuen Projekt möchten wir gemeinsam das lebendige, jetzige Judentum, also das Leben feiern. Das vergangene Jahr war das Jubiläumsjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ – 1700 Jahre, in denen es auch viele schöne Momente gab. Daran wollen wir anknüpfen: Lassen Sie uns gemeinsam unsere Gegenwart und Zukunft so gestalten, dass es weniger Gedenktage in der Zukunft geben muss – weil wir gemeinsam das Richtige getan und das Zusammenleben gestärkt haben!“
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